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Alptraum Skigebiet – Wie wir die Bergregionen zerstören und wie du trotzdem nicht auf Wintersport verzichten musst
Jeden Winter träumen über 50 Millionen Touristen in den Alpen davon, das verschneite Bergpanorama auf Skiern oder Snowboard genießen zu können. Aber so schön es auch ist, die weiten Pisten hinabzuwedeln, so schädlich ist der Wintersport auch für unsere Umwelt. Die Bergregion ist ein empfindliches Ökosystem, in welches wir jedes Jahr wieder und wieder schädigend eingreifen.
Weite Anfahrt, kurzer Aufenthalt
Es beginnt schon bei der Anreise. Da Wintersport häufig größere Gepäckmengen erfordert und die Skigebiete mit öffentlichen Verkehrsmitteln komplizierter zu erreichen sind, fahren die meisten Touristen mit dem Auto in die Bergregionen. Jedes Wochenende und besonders in den Ferienzeiten schieben sich unzählige Autos die Bergstraßen hinauf. Gerade einmal fünf Prozent der Wintersportfans kommen mit der Bahn, immer mehr dagegen sogar mit dem Flugzeug. Oft bleiben sie zwar nur wenige Tage, kommen aber mehrmals. Billigflieger, eigenes Auto und Saisonpass für die Lifte machen es möglich.
Eingriff in das Bergpanorama
Für die Skipisten müssen unzählige Hektar Wald gerodet werden. An den Wurzeln werden die Bäume herausgerissen, vielerorts werden sogar Felsen gesprengt und Flüsse umgeleitet. Die Planierraupen erledigen dann den Rest der Arbeit. Was bleibt sind breite Pisten mit stark verdichtetem Boden. Dieser verhärtet, sodass er kein Wasser mehr aufnehmen kann. Überschwemmungen, Geröll- und Schlammlawinen sind die Folge. Im Winter steigt die Schneelawinengefahr, denn es gibt keine natürlichen Grenzen mehr, die den Schnee aufhalten könnten. Viele Umweltorganisationen sprechen sich daher gegen den Bau neuer Pisten aus. Aber auch für Liftanlagen, Hütten, Hotels, Straßen und Parkplätze werden riesige Flächen benötigt. Auch hier wird der Natur geschadet und das Ökosystem gestört.
Umweltsünde Schneekanone
Der Klimawandel macht sich in den Bergen besonders bemerkbar. Selbst in Gebieten, die lange Zeit als absolut schneesicher galten, bleibt der weiße Niederschlag immer öfter aus. Um also weiterhin Schneesicherheit garantieren zu können, damit die Wintersporttouristen nicht ausbleiben, gibt es immer mehr Schneekanonen. Mit ihnen ist zwar das Schneeproblem gelöst, es kommen jedoch unzählige neue dazu, die auch den Klimawandel weiter ankurbeln. Eines ist der Lärm. Damit die WintersportlerInnen von der künstlichen Beschneeiung nicht gestört werden, laufen die Schneekanonen meist am Abend. Sie sind jedoch so laut wie eine dicht befahrene Straße und stören damit die Tierwelt maßgeblich.
Schneekanonen sind riesige Ressourcenfresser. Sie benötigen, wie auch die Liftanlagen, große Mengen an Energie. Die alpinen Schneekanonen verbrauchen pro Jahr so viel Energie wie 130.000 4-Personenhaushalte. Damit könnten die Einwohner einer Stadt wie Nürnberg ihren Energiebedarf decken. Neben Strom verbrauchen die Schneekanonen natürlich auch Wasser. Pro Hektar Piste werden jährlich zwischen einer und vier Millionen Liter Wasser verbraucht! Und das hat Folgen für die Umwelt. Um den enormen Wasserbedarf zu decken, werden eigene Stauseen angelegt. Die Flüsse in der Umgebung führen dann bis zu 70% weniger Wasser als vor den Schneekanonen. Das Wasser aus den Stauseen ist jedoch meist zu warm, um damit Schnee zu machen. Es muss also aufwändig gekühlt werden, während die Schneekanone gleichzeitig beheizt werden muss, damit sie nicht einfriert. Eine irrsinnige Energieverschwendung. Der künstliche Schnee selbst hat eine andere Kristallstruktur als natürlicher Schnee. Er ist luftdurchlässiger, kompakter und weniger wärmedämmend und belastet damit die Bodenchemie. Außerdem kommt im Frühjahr zusätzliches Schmelzwasser hinzu. Dieses belastet die umliegenden Seen und Flüsse mit Keimen, welche ihr Ökosystem enorm stören.
Wie du trotzdem nicht auf Wintersport verzichten musst
10 Tipps für nachhaltigen Wintersport
1. Die Anreise mit der Bahn ist deutlich klimafreundlicher
Anreise mit der Bahn
Die umweltfreundlichste Art der Anreise ist eine Bahnfahrt. Und keine Sorge: Mittlerweile gibt es gut ausgebaute Skibusnetze, auch ohne Auto kommst du so sicher vom Hotel zur Piste.
2. Nur einmal Winterurlaub im Jahr
Auch wenn die Versuchung groß ist, mehrmals in den Winterurlaub fahren zu wollen: Komm lieber nur einmal im Jahr und bleib dafür länger.
3. Es müssen nicht immer die Tiroler Alpen sein
In vielen Bergregionen gibt es schöne, kleine Skigebiete. Je nachdem wo du wohnst müssen es also vielleicht nicht unbedingt die Alpen sein. Eine kürzere Anreise in ein näher gelegenes Skigebiet ist deutlich umweltfreundlicher.
4. Das österreichische Umweltzeichen
Nachhaltige Unterkunft wählen
Auch wenn das Luxushotel in unmittelbarer Pistennähe vielleicht verlockend klingt: Schau nach nachhaltig zertifizierten Unterkünften. Offizielle Siegel wie im Portal Viabono oder das österreichische Umweltzeichen helfen dir dabei.Das österreichische Projekt „Alpine Pearls“ beschäftigt sich mit umweltfreundlichen Alpentourismus
5. Nachhaltige Skigebiete wählen
Nachhaltige Skigebiete, das klingt nach den oben genannten Informationen erstmal nach einem Paradox. Jedoch gibt es mittlerweile einige Skigebiete, die sich für den nachhaltigen Wintersport einsetzen. Ein wichtiger Punkt ist die Nutzung regenerativer Energien, der Verzicht auf künstliche Beschneiung und kein Bau neuer Pisten. In den Alpen gibt es das Projekt „Alpine Pearls“. Dies ist ein Zusammenschluss von Ferienorten, deren Konzept auf umweltfreundlichem Tourismus beruht.
6. In den schneesicheren Monaten fahren
Alles was du auf der Hütte konsumierst, muss den Berg hinauf. Also lieber einfach mal was zu essen mitnehmen!
Plane deinen Skiurlaub lieber in den tiefsten Wintermonaten. So hast du eine bessere Chance auf Schnee und vermeidest künstlich beschneite Pisten.
7. Picknick statt Hüttengastronomie
Eine ordentliche Portion Spätzle und ein Bier auf der Alm klingen zwar wunderbar, jedoch musst du dir bei der Berggastronomie immer bewusst sein: alles, was du dort verzehrst, muss irgendwie auch den Berg hinauf. Vielleicht tut es also ein geschmiertes Brot auf der Piste auch und das Festmahl folgt dann im Tal.
8. Müll vermeiden
Alles was du auf den Berg mitnimmst, nimmst du auch vom Berg wieder mit runter. Verlasse Pisten und Pausenplätze am besten sauberer, als du sie vorgefunden hast.
9. Leih dir deine Ausrüstung besser aus
Ausrüstung leihen und gut behandeln
Anstatt dir deine Ausrüstung zu kaufen, leih sie dir lieber aus. Damit sparst du Ressourcen und musst dich nicht um einen Lagerplatz außerhalb der Saison kümmern. Geh aber auch mit geliehener Ausrüstung gut um, denn so haben viele Menschen nach dir noch Spaß an ihr!
10. Lieber sanfte Wintersportarten wählen
Es muss nicht immer Abfahrtsski sein. Es gibt so viele andere Möglichkeiten, die verschneiten Berge zu genießen. Skilanglauf oder Schneeschuhwanderungen sind ökologischer und wenn es mit dem Schnee mal nicht klappt, geh doch einfach wandern. Tourenski gehen ist eine Möglichkeit des umweltfreundlichen Wintersports, mit der du trotzdem nicht auf rasante Abfahrten verzichten musst. Bleed CEO Michael stand mir in einem Interview Rede und Antwort zu dieser Wintersportart.