Vor sieben Jahren stürzte in Bangladesch, dem zweitgrößten Bekleidungsexporteur der Welt, die Textilfabrik Rana Plaza ein. Mehr als tausend Menschen starben und über 2000 weitere wurden verletzt. Die Opfer waren vorwiegend junge Frauen, denn: Etwa 80 % der Beschäftigten in den Textilfabriken Bangladeschs sind weiblich.[1] Dies ist jedoch kein Einzelfall. Rund 75 Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter stellen heute unsere Kleidung her, 80 % davon sind junge Frauen zwischen 14- und 28 Jahren. Die meisten von ihnen arbeiten unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und die extrem niedrigen Löhne können kaum ihre Existenz sichern.

Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen

Internationale Menschen- und Arbeitsrechte zählen in vielen Textilproduktionsstandorten außerhalb der EU nichts. Niedrige Löhne, Gesundheitsgefährdung, der Missbrauch von Kurzarbeitsverträgen, das Verbot gewerkschaftlicher Organisation und mangelnder Arbeitsschutz sind die Kernprobleme der prekären Beschäftigung in der Textilindustrie[2]. Frauen leiden unter ihnen ganz besonders, denn sie werden schutzlos ausgebeutet [3] und gelten durch ihr Geschlecht als weniger wert. Zwangsüberstunden gehören zum Arbeitsalltag, genauso wie nicht gezahlter Lohn. Oft erhalten die Arbeiterinnen keine Arbeitsverträge und wenn, dann nur befristet. So können die Arbeitgeber den Mutterschutz umgehen und für viele Frauen bedeutet eine Schwangerschaft somit den finanziellen Ruin. Auch gesellschaftlich bringen sich die arbeitenden Frauen in eine schwierige Lage, denn oft müssen sie ihre Dörfer verlassen, um Arbeit in der Stadt zu finden. Wer jedoch als Frau Mann und Familie verlässt, wird sozial verachtet.

Moderne Sklaverei

„Sumangali“, das bedeutet auf Tamil „Glückliche Braut“. Damit versprachen Spinnereibesitzer in Indien jungen Frauen zwischen 14-18 Jahren eine Prämie, mit der sie ihre Mitgift finanzieren konnten, wenn sie sich mindestens drei Jahre lang zur Arbeit in der Spinnerei verpflichteten. Mittlerweile werben die Spinnereien in Indien nicht mehr mit Sumangali, die sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen sind jedoch geblieben. Sumangali heißt jetzt „Camp Labour“.[4]

Camp Labour bedeutet, dass junge Mädchen ab 15 Jahren für 3-4 Jahre fest eingestellt werden. Als angebliche Lehrlinge muss ihnen nicht der Mindestlohn gezahlt werden. Am Ende ihrer Arbeitszeit sollen sie eine Prämie zwischen 30.-40.000 Rupien erhalten, das sind gerade einmal 400-500 Euro. Camp Labour ist verbunden mit der Unterbringung in einer Art Hostel. Oft schlafen hier bis zu 12 junge Frauen in einem kleinen Raum auf dem Boden. Die Unterbringung und das Essen müssen die Spinnerinnen auch noch selbst zahlen. Die Mädchen arbeiten 7 Tage in der Woche, oft länger als acht Stunden, ebenso nachts. Dabei werden die Arbeiterinnen rund um die Uhr von Aufsehern kontrolliert, gedemütigt und unter Druck gesetzt. Die Fabrik dürfen sie nicht verlassen. Nur zwei Mal pro Jahr können die jungen Frauen für 1-2 Tage nach Hause, müssen diese Zeit jedoch nacharbeiten.

Gewalt am Arbeitsplatz

Unzählige Frauen sind an ihrem Arbeitsplatz verbaler und physischer Gewalt ausgesetzt, auch sexuelle Übergriffe sind keine Seltenheit. Diese Gewalt beruht auf den patriarchalen Strukturen in den Textilindustriestandorten und ungleichen Machtverhältnissen zwischen Männern und Frauen. In einer Studie von FEMNET e.V. in Bangladesch gaben 76 % der Arbeiterinnen an, schon einmal mit geschlechtsbasierter Gewalt am Arbeitsplatz konfrontiert worden zu sein[5]. Die Frauen werden angeschrien, ihnen werden Ohrfeigen gegeben, sie werden geschlagen, getreten und dabei verletzt. Auch erfahren viele der Frauen sexuelle Belästigung, bis hin zu Vergewaltigungen durch ihre Vorgesetzten. Als wäre all das nicht schon schlimm genug, fehlt es in den Fabriken an Beschwerdestrukturen. Lediglich 30% aller Fälle von Gewalt werden überhaupt gemeldet, bei über der Hälfte dieser Fälle werden jedoch keinerlei daraus resultierenden Maßnahmen ergriffen.


Es ist kein Naturgesetz, dass Menschen in der Modeindustrie unter unwürdigen Arbeitsbedingungen leiden müssen. Schuld sind daran die Fast Fashion Unternehmen, die bei einem möglichst geringem Preis maximale Profite erwirtschaften wollen. Wir streben nach einem weltweiten Wandel weg von der Fast Fashion, hin zu Fair Fashion.

Was bleed anders macht

bleed produziert ausschließlich faire Mode. Das bedeutet, dass jeder einzelne Mensch, der an der Produktion eines bleed Styles mitarbeitet, gleich wichtig ist.
Gefertigt werden die Kleidungsstücke in kleinen Manufakturen in Portugal und Kroatien. bleed arbeitet direkt, ohne Subcontractors, mit diesen Betrieben zusammen.

Auch in Portugal und Kroatien arbeiten in der Produktion hauptsächlich Frauen. Folgende Arbeitsstandards sollen sie an ihrem Arbeitsplatz schützen:

  • Faire Löhne: Die Angestellten haben feste Arbeitsverträge. Sie erhalten eine faire Entlohnung, welche immer pünktlich ausgezahlt wird. Zudem gibt es in den Betrieben ein Recht auf Tarifverhandlungen und gewerkschaftliche Organisation.
  • Angemessene Arbeitszeiten: Die Frauen arbeiten in einer 5 Tage Woche, es gibt zudem keine unverhältnismäßigen Überstunden. Auch werden regelmäßige Pausenzeiten festgelegt und ausreichend Urlaub ist garantiert. In Kroatien beispielsweise gibt es ein Zwei-Schichten-Schulsystem, daran ist auch das Schichtsystem der Betriebe angepasst. So können die Mütter arbeiten, wenn ihre Kinder in der Schule sind und sind zu Hause, wenn ihre Kinder es auch sind.
  • Krankenversicherung: Alle Angestellten sind krankenversichert und erhalten im Krankheitsfall eine Lohnfortzahlung.
  • Verbot von Kinderarbeit: In den Betrieben gibt es keinerlei Kinderarbeit, ausnahmslos!
  • Arbeitsschutz: Die Frauen müssen nicht mit gesundheitsschädlichen Chemikalien arbeiten. Außerdem wird ausreichend Schutzkleidung zur Verfügung gestellt. Es gibt regelmäßige Evakuierungsübungen, geprüfte Feuerschutzmaßnahmen und ausreichend Fluchtwege. Eine Sicherheitsbeauftragte überprüft vor Ort regelmäßig den Arbeitsschutz.
  • Schutz vor Diskriminierung: Diskriminierung wird in keinerlei Form geduldet. Eine offene Unternehmenskommunikation und ein Beschwerdesystem sollen die Angestellten zusätzlich schützen.
  • Mutterschutz: Wenn eine Frau schwanger wird, darf sie nicht gekündigt werden. Die Betriebe halten sich an alle gesetzlichen Regelungen zum Mutterschutz.

bleed Gründer Michael und Designerin Lena sind jedes Jahr mindestens zwei Mal in den Betrieben, um sich die Produktion anzuschauen und zu überprüfen, ob die Arbeitsstandards eingehalten werden. Als ständige Kontaktperson ist Sonia vor Ort. Mit ihr arbeitet bleed schon seit langem zusammen, sie kennt die Betriebe in und auswendig und kontrolliert regelmäßig, ob alles läuft.

Einige wenige der bleed Styles werden in Asien gefertigt. Hier kann bleed nicht selbst die Produktion überprüfen, arbeitet jedoch eng mit Kontaktpersonen vor Ort zusammen. Die Betriebe sind außerdem GOTS und Fair Wear zertifiziert, sodass auch unternehmensunabhängige Kontrollen durchgeführt werden.


[1] FEMNET e.V. (2018): Frauen in der Bekleidungsindustrie Bangladeschs. https://saubere-kleidung.de/wp-content/uploads/2018/07/FEMNET-FactSheet-Bangladesh-2018-online.pdf

[2] Bundeszentrale für politische Bildung (2009): Arbeits- und Menschenrechte in der Textilindustrie. Online verfügbar unter: https://www.bpb.de/internationales/weltweit/menschenrechte/38751/textilindustrie

[3] Heinrich Böll Stiftung (2016): Näherinnen in der Armutsfalle. Online verfügbar unter: https://www.boell.de/de/2016/02/17/naeherinnen-der-armutsfalle

[4] FEMNET e.V. (2016): Die moderne Form der Sklaverei in indischen Spinnereien. Online verfügbar unter: https://femnet.de/images/downloads/sumangali/Studie-Moderne-Sklaverei_2016.pdf

[5] FEMNET e.V. (2020): Gewalt an Frauen in der Bangladeschischen Bekleidungsindustrie. Online verfügbar unter: https://femnet.de/images/downloads/gbv/GBV_Stop-Violence_Report_BCWS-FEMNET-2020-DE-kurzfassung.pdf