Der Wintersporttourismus in den großen Skigebieten schadet den Bergregionen und dem Klima. (Mehr dazu findest du hier) Wer jedoch trotzdem seine Zeit in den verschneiten Bergen verbringen möchte, hat zum Glück auch sanftere Wintersportarten zur Auswahl. Klassiker sind wohl Skilanglauf oder auch Winterwandern. Noch recht unbekannt, aber sich immer mehr an Beliebtheit erfreuend, ist das Skitourengehen. Bleed Gründer Michael Spitzbarth ist begeisterter Tourenski-, bzw. Splitboardfahrer und freut sich jedes Jahr über den Schnee im Fichtelgebirge vor der eigenen Haustür. In einem Interview stand er Rede und Antwort zu seiner Wintersportleidenschaft.

Franziska: Wie bist du zum Tourenskifahren gekommen und was macht man da überhaupt?

Michael: Da fangen wir mal bei Null an. Ich bin ja kein klassischer Tourenskifahrer, ich bin Splitboarder. Ich habe mit fünf Jahren Skifahren gelernt, das ist normal, wenn man bei uns in Oberfranken aufwächst. Mit 10 Jahren bin ich dann schon aufs Snowboard umgestiegen und bin seitdem eingefleischter Snowboarder. Den Trend des Tourenskigehens fand ich schon immer recht cool, weil man einfach dahin kommt, wo sonst keiner hinkommt, eben da, wo dich auch kein Lift hochbringen kann. Du hast halt ein viel intensiveres Naturerlebnis und das hat mich schon immer fasziniert. Aber ich hab mir auch gesagt: Mit Ski da durch den Tiefschnee abfahren – auf gar keinen Fall! Also habe ich in den ersten Jahren, in denen ich noch kein Splitboard hatte, mir mein Snowboard auf den Rücken geschnallt und bin mit den Snowboardboots nach oben gelaufen. Aber wenn man dann mal bis zur Hüfte im Schnee einsinkt und versucht, sich mit den Stecken da irgendwie durchzukämpfen, sieht man einfach, dass das überhaupt keinen Sinn macht. Vor etwa vier Jahren kam dann diese tolle Erfindung des Splitboards in mein Leben. Ein Splitboard ist im Prinzip einfach ein Snowboard, das du in zwei Hälften teilen kannst und dir dann durchs Verschieben der Bindungen wie Tourenski unter die Füße schnallen kannst. Unter das Splitboard kommen sogenannte Steigfelle, damit kann man dann den Berg nach oben laufen. Oben angekommen verbindet man die beiden Hälften wieder und kann den Berg mit dem Snowboard nach unten fahren. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich oft auf normales Snowboarden gar keine Lust mehr habe. Mir ist das einfach zu stupide, mich in einen Lift zu setzen und dann gemeinsam mit tausenden Menschen direkt wieder abzufahren. Das ist für mich einfach kein Sport, wie ich ihn mag. Fürs Mittelgebirge ist es der optimale Wintersport, auch für vor der Arbeit oder zum Feierabend. Da gehst du halt eine Stunde den Berg hoch, fährst die Abfahrt und bist im Kopf komplett frei. Für mich ist das die nachhaltigste und schönste Form des Wintersports. Du bist unglaublich frei wann und wo du hingehst, die absolute Natureexperience.

Franziska: Welchen sportlichen Anreiz hat das Splitboardfahren für dich?

Michael: Es ist geil, aber es ist brutal anstrengend. Es ist für mich vom Workouteffekt eine der anstrengendsten Sportarten. Das ist für mich einfach der große Vorteil. Gerade als junger Vater ist es wichtig, dass du effektive Sportarten betreibst. Das bedeutet für mich halt, dass ich mich innerhalb kürzester Zeit extrem auspowern kann. Was beim Tourengehen, beziehungsweise beim Splitboard fahren echt zusammen kommt, ist, dass du dich unglaublich anstrengen musst, um den Berg hochzukommen, bist dann kurz gesagt echt komplett im Arsch, machst dann die Bretter zusammen zum Snowboard, schnallst es dir an und hast dann diese geile, menschenleere Abfahrt.

Franziska: Warum ist das Splitboardfahren umweltfreundlicher?

Michael: Der Vorteil beim Splitboard fahren ist eben, dass du nicht zwingend auf ein Skigebiet angewiesen bist. Du brauchst keine Piste, keine Lifte und keinen Kunstschnee. Aber auch mit dem Splitboard oder Tourenski kannst du das empfindliche Ökosystem der Berge stören. Du musst dich also schonmal vorher informieren, wo du laufen kannst und wo nicht. Denn es gibt auch Naturschutzgebiete, wo man das eben nicht darf. Es sollte immer auch um den Schutz der Tiere und der Natur gehen. Hier im Fichtelgebirge gibt es zum Beispiel das Auerhuhn, das ist sehr scheu und in Europa selten geworden. Das will man dann natürlich nicht verscheuchen.

Franziska: Hast du Tipps für Anfänger?

Michael: Es gibt nichts Einfacheres, als im Mittelgebirge damit anzufangen. Du hast dort einfach nicht so hohe Steigungen und die Touren gehen meist circa eine Stunde. Du kannst dich da langsam hochtrainieren. Ich bin der Meinung, dass jeder, der halbwegs auf Skiern stehen kann, auch Skitourengehen kann.

Wenn man aber im alpinen Bereich Tourenski oder Splitboard gehen möchte, sollte man unbedingt die Lawinengefahr beachten. Ein Bergführer kann dabei sehr hilfreich sein. Du solltest dort auf keinen Fall allein den Berg hochgehen. Außerdem brauchst du dafür spezielle Ausrüstung: Lawinenschaufel und Lawinenpiepser sind Pflicht.

Franziska: Und welche ist deine liebste Tour im Fichtelgebirge?

Michael: Das ist ganz klar die Tour auf den Ochsenkopf. Am besten ab Januar am Mittwochabend, da ist nämlich immer Skitourenabend auf der Hütte oben. Dort trifft sich eigentlich die ganze Skitourenszene bei uns aus der Region. Ist dann immer auch recht lustig tatsächlich, beim Bier auf der Hütte mit Musik und Stimmung. Das ist quasi nachhaltiges Aprés Ski, ohne DJ Ötzi und Schnaps saufen. Da gibt’s dann meist ein alkoholfreies Weizen und „handgemachte“ Musik.

Franziska: Kannst du ein Highlight deiner bisherigen Touren benennen?

Michael: Da fällt mir sofort der Februar 2019 ein. Das war für mich einer der schönsten Tourenmonate. Da hatten wir tatsächlich drei Wochen Sonne und ich bin immer um sechs Uhr den Berg rauf und habe eigentlich jeden Tag auf dem Gipfel gefrühstückt und mir den Sonnenaufgang angesehen. Das sind so Momente, von denen ich auch heute noch zehren kann.